- Werbung - |
© Venustransit.de 2000-2012
|
- Werbung - |
Zur Startseite |
Historische Beobachtungsorte
Im Jahr 1677 führte Edmond Halley die bis dahin sorgfältigste Beobachtung eines Merkurtransits durch. Seine Ergebnisse brachten ihn zu der Erkenntnis, dass sich mit Hilfe von Transits der Planeten Merkur und insbesondere Venus die Sonnenparallaxe und damit die Entfernung zwischen Sonne und Erde bestimmen lassen sollte. Die Methode, die er entwickelte, beruht auf dem Prinzip der trigonometrischen Peilung: verschiedene Beobachter, die einen Venusdurchgang von weit auseinanderliegenden Punkten der Erde aus verfolgen, sehen die Venus unter geringfügig abweichenden Blickwinkeln und damit in etwas anderer Position vor der Sonne. Im Jahr 1716 veröffentlichte Halley in dem Wissen, dass er den Venustransit von 1761 nicht mehr erleben würde, einen dringenden Aufruf zur Beobachtung des Ereignisses mittels der von ihm entwickelten Methodik. Viele der Orte, die im 18. und 19. Jh. nur unter unvorstellbaren Strapazen erreicht werden konnten, sind im 21. Jh. problemlos zu bereisen. Was findet der astronomisch und historisch interessierte Reisende dort heute vor? Gibt es Reste der damaligen Observatorien? Museen? Denkmäler? Werfen wir doch einen Blick auf verschiedene historische Expeditionen: Venustransit 1639
Jeremiah Horrocks beobachtete den Transit vom Carr House im Dorf Hoole in Lancashire/England. In der Hoole Church erinnert eine inzwischen berühmt gewordene Glasmalerei an Horrocks Pioniertat. Aus Anlass des Venustransits am 8. Juni 2004 wurde in Hoole ein Gedenkstein für eingeweiht.
William Crabtree sah den Venusdurchgang von seiner Wohnung in Manchester aus. Eine Gedenktafel markiert diese Stelle heute. Ein Gemälde an der Wand der Town Hall in Manchester verewigt seine historische Beobachtung.
Es gibt noch einige weitere Orte in England, die einen Bezug zum Venustransit 1639 haben (Übersicht von Chuck Bueter).
Crabtree beobachtet den Venustransit von 1639. Wandgemälde im Rathaus von Manchester.
Venustransit 1761:
John Whinthrop baute seine Instrumente in der Nähe von St. Johns in Neufundland auf. Eine Gedenkplatte ist an einer Armillarsphäre angebracht, die auf dem St. John’s Campus der Memorial University of Newfoundland steht.
Auf der Insel Rodrigues im Indischen Ozean befindet sich ein Denkmal für Alexandre-Guy Pingré, der auf der Insel ein provisorisches Observatorium zur Transitbeobachtung errichtete. Ob das Monument tatsächlich den Beobachtungsort markiert, ist unklar.
In Würzburg erinnert eine Gedenktafel an die dortige Beobachtung des Transits durch Franz Huberti.
Venustransit 1769
James Cook errichtete sein Observatorium in einer kleinen Befestigunganlage im Norden von Tahiti, die er "Fort Venus" taufte. Von der aus Holz erbauten Anlage ist nichts übrig geblieben, doch die Stelle wird heute durch ein Denkmal markiert.
David Rittenhouse, einer der ersten bedeutenden amerikanischen Astronomen, errichtete auf dem Gelände seiner Farm bei Philadelphia ein Observatorium, um den Transit zu beobachten (Gedenktafel ). In Providence auf Rhode Island trägt bis heute eine Straße den Namen "Transit Street" als Erinnerung an die Beobachtungen von Benjamin West.
Der tragisch verlaufenen Expedition von Jean-Baptiste Chappe d’Auteroche wird mit einer Gedenktafel am Kulturhaus in San José del Cabo (Baja California) gedacht.
In Vardø erinnert eine einfache Gedenktafel an die Expedition von Maximilian Hell.
Das Denkmal für James Cook am Point Venus auf Tahiti (Linkes Foto). Das Fort Venus befand sich aber wohl weiter Richtung Strand (Rechtes Foto) auf einem heute privaten Anwesen. Fotos von Jay Anderson.
Venustransit 1874
An viele der 1874er-Expeditionen erinnern Gedenktafeln oder kleine Denkmäler, die z.T. bereits von den Expeditionen selber aufgestellt wurden. Hier ein paar Beispiele:
Eine britische Gruppe unter Charles Orde Browne beobachtete den Transit in Kairo und errichtete am Beobachtungsort einen Gedenkstein.
James Ludovic Lindsay, David Gill und Ralph Copeland bauten auf Mauritius ein Observatorium, dessen Grundmauern vor einigen Jahren ausgegraben wurden und nun unter Denkmalschutz stehen.
Auf Kerguelen, einer subantarktischen Insel, wurden Anfang 2007 die Reste des Beobachtungscamps von Stephen Joseph Perry ausgegraben. Vom Observatorium der amerikanischen Expedition unter George Ryan sind noch 3 Instrumententräger aus Eisen und Ziegelsteinen erhalten. Von einer deutschen Expedition gibt es Unterlagen im Bundesarchiv.
Auf Auckland Island, einer anderen subantarktischen Insel, steht ein Pfeiler aus roten Ziegelsteinen, der ein Passageinstrument trug. Es ist das einzige noch vorhandene Zeugnis für das Camp von Hugo Seeliger.
Eine weitere subantarktische Insel, Campbell Island, war das Ziel einer französischen Expedition unter Jean Jacques Anatole Bouquet de la Grye. Das Camp wurde an einer kleinen Bucht am Südufer eines Fjords errichtet, die seitdem den Namen "Venus Bay" trägt (Karte der Insel, 3.5 mb).
In Campbell Town (Tasmanien) erinnert eine Sonnenuhr an die Beobachtungsstation von Charles Raymond, von der u.a. noch eine Holzhütte erhalten ist.
Im Melbourne Observatory wurde der Transit mit Hilfe eines Photoheliografen fotografiert. Mit dem gleichen Gerät wurde nach einer Restaurierung auch der Venustransit am 08.06.2004 erfolgreich beobachtet.
In Windsor, New South Wales, errichtete John Tebbutt ein Observatorium zur Beobachtung des Transits. Die hölzernen Gebäude ersetzte er ein paar Jahre später durch Steinbauten, die bis heute vorhanden sind.
Eine der bekanntesten Transitbeobachtungen des Jahres 1874 hat Pierre-César Jules Janssen auf einem Berg bei Nagasaki (Japan) durchgeführt, denn die damals aufgenommenen fotografischen Platten sind bis heute erhalten. Janssen errichtete am Ort der erfolgreichen Beobachtung einen Gedenkstein.
Janssens provisorisches Observatorium bei Nagasaki.
Venustransit 1882
Der Venustransit 1882 hatte den Vorteil, dass er in Europa und Nordamerika zu sehen war, wo es zu dieser Zeit bereits zahlreiche Observatorien gab, die zur Beobachtung genutzt werden konnten. Viele der Observatorien existieren längst nicht mehr oder sind in eine andere Nutzung überführt worden; die zur Transitbeobachtung eingesetzten Geräte sind aber zum Teil noch vorhanden. Im Unterschied zu 1874 gibt es nur sehr wenige Gedenkstätten für die Transitbeobachtungen.
Der Franzose François Perrier reiste nach Fort Marion (Florida). An Der Kapelle des Forts brachte er eine Gedenkplakette an, die heute im National Park Service Archive in Jacksonville aufbewahrt wird.
Julius Franz (Deutschland) errichtete ein temporäres Observatorium in der Edgefield Avenue NW in Aiken, South Carolina. Eine Bronzeplakette markiert diese Stelle. Außerdem kann man beim Aiken County Historical Museum noch einen Eisenrahmen, der zu einem der provisorischen Gebäude gehörte, besichtigen.
In Olinda (Brasilien) wurde der Transit von einer Gruppe unter Leitung von Julião de Oliveira Lacaille beobachtet. Die Beobachtungsstation bestand aus Holzhütten, die vor der Kathedrale aufgebaut wurden. Ein Denkmal in Form eines Obelisken erinnert sowohl an diese Beobachtung im Jahr 1882 als auch an den Venustransit am 08.06.2004.
Eine andere brasilianische Expedition unter Antonio Luis von Hoonholtz führte nach St. Thomas in der Karibik. Der Tragpfeiler des Collimators ist noch erhalten und mit einer Gedenkplakette versehen.
Eine Expedition unter Leitung von William Morris hatte Jimbour in Queensland/Australien zum Ziel. Als Erinnerung an dieses Unternehmen wurde am Beobachtungsort ein Baum gepflanzt, außerdem sind 3 Informationstafeln aufgestellt worden.
Simon Newcomb leitete eine Expedition nach Wellington in Südafrika. 2 Eisenpfeiler kennzeichnen die Stelle, an der er seine Beobachtung durchführte.
Historisches Foto (1936) der beiden Eosenpfeiler an Newcombs Beobachtungsort von 1882
Zusammenfassung
Wie die ausführliche Übersicht von Steven van Roode zeigt, sind die meisten historischen Transitbeobachtungsorte sehr genau bekannt. Einige der Observatorien und anderen Gebäude in Europa, die als Beobachtungsorte dienten, sind noch erhalten, wenn auch nicht unbedingt im ursprünglichen Zustand. Von den temporären Observatorien in Übersee sind bis auf ein oder zwei Ausnahmen nur wenige bescheidene Reste übrig geblieben. An den Orten, an denen sie standen, erinnern vielfach Gedenktafeln oder kleine Denkmäler an die historischen Beobachtungen.
Quellen: |